Abschiednehmen, Loslassen und Vorfreude auf Neues

Waldemar Krupski | Leben, arbeiten und wohnen auf verschiedenen Kontinenten

Seit gut einem Monat lebt Familie Krupski samt Kater Ferdinand in Senegal. Der Umzug von Berlin nach Dakar war nicht nur logistisch eine Herausforderung.

Doris Marty


„Lieber zinsen als zügeln“, besagt eine bekannte Redensart. Der Umzug aus der gewohnten Umgebung ist meistens mit vielen Emotionen, aber auch mit viel Arbeit verbunden. Für wieder andere ist es ein willkommener Neuanfang. Die Gründe, die zu einem Umzug führen, sind vielfältig: eine grössere oder eine kleinere Wohnung, näher beim Arbeitsort sein, eine Trennung, Zusammenziehen in eine Partnerschaft oder Wohngemeinschaft. Der Altdorfer Waldemar Krupski und seine Familie zügeln regelmässig. So im Schnitt alle drei bis vier Jahre. Und wenn sie umziehen, dann meist auf einen anderen Kontinent. Waldemar Krupskis Frau, Marion Weichelt Krupski, ist Schweizer Botschafterin. Bern, Washington DC, wieder Bern, Wellington und Berlin. Dies waren die Wohnorte in den vergangenen Jahren. Nun hat die Familie mit ihren drei Kindern im Alter von zwölf bis 16 Jahren samt Kater Ferdinand erneut ihre Koffer gepackt und ist von Berlin nach Dakar gezogen. Der afrikanische Staat Senegal wird in den nächsten Jahren der neue Wohn-, Arbeits- und Schulort sein.

„Ja, wir wollen!“

Im Sommer vor einem Jahr ernannte der Bundesrat Marion Weichelt Krupski per Sommer 2017 zur Botschafterin für Senegal, Mali, Mauretanien, Gambia, Guinea-Bissau und die Kapverden. „Lange und manchmal auch etwas verzweifelte Diskussionen sind dieser Versetzungsrunde vorausgegangen „, erklärt Waldemar Krupski. „Als die Kinder noch klein waren, war es um einiges einfacher. Inzwischen sind die Kinder grösser und werden auch in die Entscheidungen miteinbezogen.“ Ein besonderes Kriterium ist dabei die Schule. Die Kinder Kasimir, Janina und Nikolai besuchten jeweils die Internationale Schule, in der vorwiegend in Englisch unterrichtet wird. „Ich wäre gerne in die Schweiz zurückgegangen, die Kinder wollten hingegen unbedingt noch einmal ins Ausland“, sagt Waldemar Krupski. Ein sonniges und warmes Land war ihre Vorgabe, die sie an ihre Eltern stellten. „Doch alles, was meine Frau beruflich interessiert hätte, kam für die Kinder und mich nicht infrage „, erinnert sich Waldemar Krupski. So bewarb sich seine Frau für Kompromisslösungen, also Posten, welche die Bedürfnisse der Familie und ihre beruflichen Ambitionen einigermassen abdeckten. Mit dieser Ausgangslage fuhr die Familie vor einem Jahr in die Sommerferien. Auf dem Weg an den Strand zum kristallklaren Wasser der kroatischen Küste kam dann der überraschende Telefonanruf. „Der Staatssekretär liess meine Frau Marion anfragen, ob sie interessiert sei, nach Senegal zu gehen. Schnell erkundigten wir uns, ob es eine englischsprachige Schule in Dakar gibt. Nach einer kurzen Recherche starteten wir eine Fragerunde.“ Kasimir, der älteste Sohn, sagte schnell zu. (Erst später fanden die Eltern heraus, wieso er so schnell war: Senegal ist eine der Topdestinationen für Sportfischerei). Und da am künftigen Wohnort das Meer nahe ist und auch die Senegalesen Fussball lieben, sagten Janina und der jüngste Sohn Nikolai ebenfalls zu. „Nach zwei weiteren Tagen Bedenkzeit meinerseits meldeten wir nach Bern: ‚Ja, wir wollen!‘ “

Vorerst in einem Miethaus

Afrika ist eine alte Liebe von Marion und Waldemar Krupski. Mauretanien und Mali kennen sie von ihrer Hochzeitsreise, die anderen Länder nur von der Landkarte. „Um unser künftiges Zuhause besser kennenzulernen, entschlossen wir uns kurzfristig, in den Herbstferien in den Senegal zu reisen, um einen ersten Eindruck zu erhalten.“ Auf dem Programm stand unter anderem ein Besuch der künftigen Schule für die Kinder und des neuen Wohnorts. Die Botschaftsresidenz hat einen alten, grossen Garten. „In diese werden wir aber vorerst nicht einziehen, weil dort vorübergehend die Büros einquartiert sind, damit das Kanzleigebäude saniert werden kann. Erst wenn dieses fertig ist, wird unser künftiges Zuhause renoviert. Gemäss Planung werden wir wohl die ersten zwei Jahre noch in einem Miethaus wohnen und danach nochmals umziehen müssen“, bedauert Waldemar Krupski. Dakar mit seinen vielen jungen Menschen hat die Familie Krupski beeindruckt: „Noch nie habe ich ein so sportliches Volk gesehen. Am Strand wird gejoggt, werden Liegestützen gemacht, die zahlreichen Open-Air-Fitnessgeräte rege benutzt, wird Fussball gespielt, gefischt, gesurft und geschwommen. Und es gibt wunderbare Restaurants direkt am Strand, auch der Fischmarkt lässt keine Wünsche übrig.“

Skier werden eingelagert

Bereits Monate und Wochen vor dem Umzug gab es besonders für Botschaftergatte und Hausmann Waldemar Krupski noch einiges zu organisieren. Eine Mietwohnung in Dakar musste gefunden werden, das Auto wurde verkauft und von Berlin aus ein neues in Dakar gekauft, Versicherungen mussten gekündigt und wieder neu abgeschlossen werden, Informationen über das Gesundheitssystem und die -versorgung, und, und, und ... Auch logistisch gab es einiges zu entscheiden und koordinieren. Der gesamte Haushalt für die See- und Luftfracht oder für das, was in der Schweiz bleibt, musste bereitgestellt und inventarisiert werden. „Unsere Skier werden wir im Senegal bestimmt nicht brauchen, sie werden zwischengelagert. Natürlich gibt es Zügelleute, die mithelfen. Dennoch, der ganze Wechsel ist extrem anstrengend. Die grösste Leistung kommt aber von unseren Kindern. Sie meistern die grosse Herausforderung mit dem Wechsel jeweils mit Bravour. Auch wenn sie eine Internationale Schule besuchen, das Schulsystem ist immer wieder anders.“ Auch das Abschiednehmen am alten Ort ist nicht einfach. „Der letzte Schultag, das letzte Fussball- oder Schwimmtraining, das schmerzt schon! Gleichzeitig prägt uns alle das Abschiednehmen und Loslassen und macht uns ‹gluschtig› auf das Neue, das vor uns liegt.“

Noch zu früh, heimzukommen

Vor Kurzem hat Waldemar Krupski seine dreijährige Weiterbildung zum Familientherapeut/Familienberater abgeschlossen. „Die Erfahrungen als Diplomatengatte und Familienberater helfen mir in meiner Arbeit als Onlinecoach“, stellt Waldemar Krupski fest. „Menschen zu unterstützen, auch wenn sie weit weg sind, ist dank moderner Technologie möglich. Es ist ein toller Job und eine ideale Ergänzung zu meiner Haupttätigkeit als Hausmann, Vater und Begleitperson.“ Uri und vor allem Altdorf haben für Waldemar Krupski eine ganz besondere Bedeutung. „Hier blühe ich auf. Meine Wurzeln und meine Heimat schätze ich sehr, allerdings wäre es für mich noch verfrüht, heimzukommen. Auch wenn es manchmal anstrengend ist, die alten Zelte abzubrechen und neu anzufangen: Langweilig wird es mir nie, und ich bin dankbar, immer wieder Neues lernen und entdecken zu dürfen, das mich jeden Tag wieder neu herausfordert.“

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