«Projekt für junge Asylsuchende»

Waldemar Krupski möchte zum zügigen Integrationsprozess von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden beitragen.

von Claudia Naujoks

Waldemar Krupski ist Sozialpädagoge und Familientherapeut, hat viele Jahre Erfahrung in verschiedenen Lebenswelten und Kulturen gesammelt und unterstützt – seit 2022 wieder im Kanton Uri ansässig – Menschen im Rahmen seines Beratungsangebots «Wakr Coaching». Hauptberuflich arbeitet Waldemar Krupski bei der Stiftung Papilio als Jugend-, Eltern- und Suchtberater.

Als «Papa light», wie er sich selbst bezeichnet, betreut er unbegleitete minderjährige Asylsuchende (MNA, Mineurs non accompagnés), die ohne Eltern in den Kanton Uri gekommen sind, wenn sie mit Ämtern und Behörden zu tun haben, und unterschreibt Dokumente für sie als gesetzlicher Vertreter. Das Mandat erhält er von der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) in Form einer amtlichen Ernennungsurkunde. Diese erlischt automatisch, sobald das Mündel – es sind mit einer Ausnahme alles junge Männer – volljährig wird.

«Darüber hinaus ist es wichtig, dass ich die Interessen der jungen Menschen vertrete, wie ein Vater für seinen Sohn eben», erklärt er seine Rolle und fährt schmunzelnd fort: «Ich fungiere auch als Korrektiv und Sparringspartner für die Jugendlichen oder die Sozialarbeitenden, wenn mal etwas nicht wunschgemäss verläuft.»

Mittagstisch für nachhaltige Integration

Um den Kontakt zu seinen derzeit zwölf MNA zu pflegen, besucht er sie an den verschiedenen Wohnorten, wie zum Beispiel dem Clubhüüs von Martin Kopp in Erstfeld, in denen sie untergebracht sind, um «die Luft zu schnuppern», wie er es nennt. Das lässt sich am besten beim gemeinsamen Abend­essen und Gesprächen in der Runde bewerkstelligen. «Solche Abende schätze ich ganz besonders. Dort erlebe ich, wie sie sich sprachlich und sozial entwickeln und in ihrer Schicksalsgemeinschaft einen ‹familiären› Anschluss gefunden haben», sagt Krupski.

Aber längst nicht alle haben die Möglichkeit, in integrativen Wohnformen zu leben. Das brachte den engagierten Beistand, der auch bei der Gesundheitsförderung Uri als Projektleiter für Männer-Tische an­gestellt ist und ganz neu das Angebot Young-Tische für junge Menschen aufbaut, auf die Idee, Einwohner und Einwohnerinnen im Kanton Uri zu motivieren, Migranten einmal im Monat zu sich nach Hause zum Essen einzuladen. «Plus 1 am Tisch» heisst die Initiative, die nun zusammen mit der Gesundheitsförderung Uri lanciert wird.

Ressourcen erkennen und nutzen

Krupskis Überzeugung: «Eine nachhaltige Integration passiert am besten und schnell­sten über persönliche Kontakte und Beziehungen.» Und diese liege seiner Meinung nach nicht nur im Interesse der hier Ankommenden, sondern auch im Interesse der Gesellschaft, denn in den Jugendlichen befinde sich zumindest teilweise die Lösung für den hierzulande herrschenden Fachkräftemangel.

Waldemar Krupski hat die Vision, dass der Kanton Uri seine Chance durch seine Kleinheit erkennt und ein Zeichen setzt, indem es hier direkter, unbürokratischer und persönlicher läuft. So auch im Bereich Arbeitswelt. Hier träumt er von einem Label für Firmen, die junge geflüchtete Menschen ausbilden: «So, wie es früher beim Mangel von Lehrbetrieben hiess ‹Wir sind ein Ausbildungsbetrieb›, könnte es heute heissen: ‹Wir sind ein Integrationsbetrieb›», ist Krupskis Idee für die Unternehmenswelt des Kantons Uri. Voller Enthusiasmus setzt er sich ein – nicht nur für die MNA, sondern auch für einen Perspektivwechsel hin zu einer Sichtweise, dass Geflüchtete im Kanton Uri nicht zwingend eine Belastung des Systems, sondern auch eine Chance für die Wirtschaft und eine Bereicherung für die Gesellschaft bedeuten können.

«Vor gut hundert Jahren migrierten zahlreiche Urnerinnen und Urner nach Übersee. Sie nahmen enorme Risiken und Strapazen auf sich. Manche riskierten ihr Leben. Die Migranten, die heute zu uns kommen, insbesondere junge Afghanen, verlassen ihre Heimat aus purer Not – Hungersnot. Sie sind traumatisiert und gezeichnet von brutalen, hochkrimi­nellen Schleppern und Menschenhändlern», konstatiert Waldemar Krupski.

Hinweis
Young-Tische wird getragen und unterstützt von Gesundheitsförderung Uri www.gesundheitsfoerderung-uri.ch (Ernährung und Bewegung – Projekte) sowie der nationalen Geschäftsstelle von Femmes-Tische/Männer-Tische Schweiz www.femmestische.ch, www.maennertische.ch